23. Dezember 2003

Stadt soll sich kulturelles Kleinod sichern

Weitere 24 000 Euro Fördermittel für das Werkhaus Pancratz - Offene Eigentumsfrage

Auch der derzeitige Eigentümer, ein Unternehmer aus Lorup, hat sich bei der Erhaltung der Bausubstanz engagiert. Es gibt bereits Führungen.

Von Thomas Haselier

Friesoythe. Vorweihnachtliche Bescherung für den Verein "Werkhaus Pancratz e. V.": 24 000 Euro Fördermittel zu gleichen Teilen vom Denkmalschutz und aus der EU sichern fürs Erste die Bausubstanz des alten Hauses in der Friesoyther Kirchstraße 13. Mit dem jetzt bewilligten Geld kann die Heizungsanlage saniert werden, außerdem wird das hintere Werkstattgebäude soweit abgedichtet, dass es gegen die Witterung geschützt ist und die Bausubstanz erhalten bleibt. Das teilte gestern Vereinsvorsitzende Kerstin Kramer mit. Die Friesoyther Architektin sieht nun gute Aussichten, das historisch bedeutende Werkhaus langfristig zu erhalten und der Öffentlichkeit als lebendiges Museum zugänglich zu machen.

Wichtigster Schritt ist nach Kramers Angaben nun eine endgültige Klärung der Eigentumsfrage. Das 1500 Quadratmeter große Grundstück mit den beiden Gebäuden gehört einem Bauunternehmer aus Lorup, der es gekauft hatte, bevor es unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seine ursprüngliche Absicht, die alten Gebäude abzureißen und das Grundstück geschäftlich zu nutzen, ist seit der Unterschutzstellung nicht mehr realisierbar. Dennoch investierte der Geschäftsmann mit in die Gebäudeerhaltung.

"Ich glaube, die Stadt Friesoythe ist hier in der Pflicht und sollte dieses Kleinod im Stadtkern für sich sichern", erklärte Kerstin Kramer. Dies auch mit Blick auf die 700-Jahr-Feier im Jahr 2008, zu der das alte Werkhaus in neuem Glanz erstrahlen soll. So jedenfalls sehen die Pläne des Vereins aus. Die Klärung der Eigentumsfrage sei Voraussetzung für bereits zugesagte weitere Fördermittel von Stiftungen, so Kramer.

Die Vereinsvorsitzende hofft außerdem, dass sich noch weitere Vereinsmitglieder finden. Schon jetzt habe das private Engagement dazu geführt, dass viele Teile des Inventars gesichert und bereits eine größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten. Kramer: "Pro Woche mache ich ein bis zwei Führungen für Gruppen, und das trotz des noch stark renovierungsbedürftigen Zustandes." Das deute auf ein großes öffentliches Interesse hin, das die an Kulturgütern nicht gerade reiche Stadt Friesoythe für ihr eigenes Image unbedingt nutzen sollte. Nach wie vor verspreche der Charme der authentischen Zeitzeugnisse des Werkhauses einen großartigen Lohn für das Engagement, es zu erhalten.

Das 100 Jahre alte Wohn- und Geschäftshaus der Friesoyther Malerfamilie Pancratz war noch bis vor wenigen Jahren bewohnt und auch genutzt worden. Weil die Einheit von Bürgerhaus, Ladengeschäft, Wirtschaftsgebäude und Malerwerkstatt verblüffend gut erhalten blieb und in dieser zusammenhängender Weise sonst nirgendwo zu sehen ist, war die Begeisterung der Denkmalpfleger groß, die von einem seltenen Zeitzeugnis von großer Bedeutung sprechen.