3. September 2003

"Authentisch, aber längst nicht mehr wahr"

Verein kümmert sich um Werkhaus Pancratz - Auch Inventar von hohem historischen Wert

Viel Geld und Arbeit kostet es, um das Haus bis zur Friesoyther 700-Jahr-Feier zu sanieren. Sein Wert ist schon jetzt unumstritten.

Von Thomas Haselier

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Kerstin Kramer inspiziert die kleinen Schubläden im Verkaufsraum des Werkhauses Pancratz. Die Bestandsaufnahme des Inventars, das einen beachtlichen historischen Wert darstellt, nimmt derzeit noch viel Zeit in Anspruch.
Bild: Thomas Haselier

Friesoythe - Auf den ersten Blick mag es schwer vorstellbar sein, dass es sich um ein Kleinod handeln könnte, das die Stadt Friesoythe hier besitzt: Das Werkhaus Pancratz in der Kirchstraße 13 ist das älteste Gebäude der Stadt und derzeit aber (noch) in einem bedauernswerten Zustand. Dass das nicht so bleibt, sondern das historisch bedeutsame Kleinod auch als solches wahrgenommen wird, darum kümmert sich der eigens gegründete Verein "Werkhaus Pancratz e. V.".

Vorsitzende Kerstin Kramer darf dabei mit viel Unterstützung rechnen. Zum einen ist das alte Haus samt Grundstück und Werkstattgebäude sowohl vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) als auch von der Unteren Denkmalschutzbehörde als unbedingt erhaltenswert und damit Baudenkmal eingestuft, zum anderen haben die meisten älteren Friesoyther noch ganz persönliche Erinnerungen an das Haus. Denn bis vor wenigen Jahren schien dort die Zeit stehen geblieben zu sein. In dem Haus betrieb Helene Pancratz - besser bekannt als Putzer Leni - einen kleinen Krämerladen, wie es sie in den 50er-Jahren, aber auch schon vor dem Krieg viele gegeben hat. Fast jeder alte Friesoyther hat bei Putzer Leni Esspapier oder auch mal ein Gebetbuch gekauft. Die 94-jährige alte Dame lebt mittlerweile in der St.-Marien-Langzeit-Pflege. Ihr Haus war schon vor der Einstufung als Denkmal verkauft worden.

Das Besondere am Werkhaus ist, dass praktisch alles original erhalten ist. Das Inventar ist beredter Zeuge einer 100-jährigen Familientradition und ist - so schreibt das NLD - "authentisch, aber längst nicht mehr wahr".

Erstmals öffentlich zugänglich wird das Werkhaus am "Tag des offenen Denkmals" am 14. September. Völlig fertig sein soll es zu den 700-Jahr-Feiern der Stadt Friesoythe im Jahre 2008. Das hofft Kerstin Kramer, die sich mit ihrem Verein um Unterstützung bemüht. Denn es wird nicht nur viel Geld, sondern auch Mitarbeit benötigt.